Die Geschichte der organisierten Freikörperkultur in Deutschland (lt. DfK)

Nacktheit bei Sport und Spiel und Baden hatte es schon zu fast allen Zeiten gegeben.
Wir denken an die griechischen Athleten, oder an die Badehäuser des frühen Mittelalters und an Goethes Freude am unbekleideten Baden.
Dem entgegen wirkte die Pädagogik Rousseaus mit der Tabuisierung der Geschlechtlichkeit des Menschen.
Die Abwertung der Geschlechtsteile und der sie umgebenden Hautgebiete durch Nicht-Nennung hat bis heute fortgewirkt. Wir tun uns immer noch schwer, Bezeichnungen für die Genitalien zu finden, die einerseits nicht steril-medizinisch sind und anderseits nicht im Grenzbereich der Zote liegen.
Sucht man nach den Wurzeln der Freikörperkultur, so wird man im Deutschland der letzten Jahrhundertwende fündig:
An der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhunderts sind Bestrebungen festzustellen, die versuchen die Nacktheit wieder zu enttabuisieren.
Unter dem Sammelbegriff "Lebensreformbewegung" finden wir:

• 1. Die Kleiderreform, die Naturheilbewegung, die Ernährungsreform und den Vegetarismus.
• 2. Im künstlerischen Bereich die Lebensweise der Maler Diefenbach und Fidus,
• 3. im Bereich der Leibesübungen die Nacktgymnastik und die Sportbewegung selbst.

Entgegen der Gesellschaftskritik der Zeit richteten sich diese Veränderungsbestrebungen gegen die Auswirkungen der Verstädterung und der Industrialisierung.
Ihre Intentionen sind:
Gesundheitsförderung und Gesundheitserhaltung, sowie„Zurück zu den natürlichen Ursprüngen“.
Zu diesen Protestbewegungen zählt auch die „Freikörperkultur“, (anzusiedeln unter Punkt 3 in der Lebensreformbewegung)
Die Freikörperkultur verstand sich damals als eine Bewegung, die außer gesundheitlichen auch gesellschaftliche Ziele verfolgte.
Die Übernahme einer ästhetisch-moralischen Argumentation beschreibt den eigentlichen Anfang der FKK-Bewegung. Hier wird die Nacktheit, über die sachlich orientierten Gesundheitsargumente hinaus, zum ersten Male mit ästhetischen und moralischen Werten belegt.

 


Ab 1956 war das nackte Baden gestattet, wenn dies die örtlichen Räte ausdrücklich genehmigten. Eine schwarze Nixe auf gelben Grund mit Aufschrift „FKK“ waren Zeichen eines Badeabschnitts für Nacktbadende. 1990 gab es neben den erhaltenen Geländen eine Vielzahl von Stränden zwischen dem Vogtland und der Ostsee. Bekannte Künstler und Sportler und andere Personen des öffentlichen Lebens bekannten sich zum nackten Aufenthalt an diesen Orten, die von mehr als 50 % der Bevölkerung genutzt wurden.

 

1958 hat der damalige DFK-Vorsitzende Erhard Wächtler gesagt:
„Sport ist nur ein Teilbereich vom Wesen und Wollen der deutschen Freikörperkulturbewegung, er gehört aber untrennbar dazu und ist aus unserer Zielsetzung als Beitrag zur körperlichen Gesundung unseres Volkes nicht wegzudenken“.
Neben den gesundheitlichen Aspekt treten das Motiv der Freude an sportlichem Geschehen und der erzieherische Wert des Sports für die Jugend.

 

Lebensreformerische Ansätze treten ab ca. 1963 endgültig in den Hintergrund, Sport – als Familien- und Breitensport – wurde immer wichtiger.
Sportliche Betätigung hat aber innerhalb der Freikörperkultur schon immer eine Rolle gespielt. Die Naturisten betrieben – häufig auch zu Hause – Gymnastik, nach verschiedenen Systemen, wir erinnern uns an die Anfänge.
Sport in den FKK-Vereinen war und ist von den örtlichen Gegebenheiten geprägt. Das Prinzip der Familienmitgliedschaft und damit des Familiensports bestimmen die Sportarten. Es sind zum einen Sportarten, die aus der turnerischen Bewegung kommen, wie:
Gymnastik, Faustball, Prellball, Völkerball und Ringtennis. Hinzu kommen:
Schwimmen, Wandern, Badminton, Tischtennis und Indiaca, Volleyball, Petanque und Beach-Volleyball.
Sport im Naturismus wird in der Gemeinschaft beider Geschlechter und aller Alterstufen betrieben.

Es werden Sportarten bevorzugt, die jung und alt, Frau und Mann gleichermaßen und zusammen betreiben können. Sportarten mit direktem Kampf „Mann gegen Mann“ finden keine Berücksichtigung.
Der Leistungssport ist damit weitgehend ausgeschlossen.
Wie stark dieses Bewusstsein in den Vereinen verankert ist, sagen nun die Vereinsnamen aus.„Familien-Sport-Bund“ oder „Familien- Sport-Gemeinschaft“.